Software Defined Defence: Agilität für eine neue Verteidigungsrealität

Software Defined Defence: Agil für neue Verteidigungsrealitäten

Ein Fachbeitrag auf Basis der Präsentation von Jakob Purrucker & Sven Lüttich, PLATH auf der AFCEA am 27.5.25

In einer Zeit zunehmender Unsicherheiten – von hybriden Bedrohungen bis zu geopolitischen Krisen – stehen Streitkräfte und Industrie vor einer entscheidenden Frage: Wie behalten wir Handlungsspielraum in dynamischen Szenarien? Unsere Antwort darauf lautet: Software Defined Defence (SDD) – ein Ansatz, der Technologie, Architektur und Mission neu denkt.

Wie behalten wir Handlungsspielraum in dynamischen Szenarien? Unsere Antwort darauf lautet: Software Defined Defence (SDD)

Was ist Software Defined Defence?

In klassischen Systemarchitekturen ist Hardware eng mit spezifischer Software verknüpft. Änderungen oder Upgrades bedeuten oft: Neues Gerät, neue Integration und neue Tests. Das ist nicht nur kostenintensiv, sondern langsam – und damit gefährlich.

Software Defined Defence bricht mit diesem Paradigma. Es entkoppelt Software und Hardware, schafft eine standardisierte Umgebung mit klar definierten Schnittstellen und nutzt bewährte Prinzipien aus der Cloud-Welt:

  • On-Demand Self-Service
  • Ressourcen-Pooling
  • Elastizität
  • Container-Architekturen (z. B. Kubernetes)

Ein gutes Bild hierfür ist das Smartphone: Feste Hardware, aber eine offene, standardisierte Plattform, auf der ständig neue Funktionen entstehen können – unabhängig voneinander, agil, schnell.

Öl-Tanker, Risiko-Transfers und sich schnell verändernde Lagen

Zum Einstieg in ihre Präsentation auf der AFCEA wiesen die beiden Referenten Jakob Purrucker und Sven Lüttich auf die hybride Gefahr hin, die von den rund 200 veralteten Tankern ausgeht, die laut Greenpeace weltweit mit russischem Öl unterwegs sind – viele davon regelmäßig durch die Kadetrinne in der Ostsee. Das Risiko einer Umweltkatastrophe ist real. Außerdem „vergessen“ manche ja auch beim losfahren ihren Anker zu lichten und bedrohen so kritische Infrastruktur in Form von Seekabeln auf dem Meeresgrund. Genau hier zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Wir haben mit Szenarien zu tun, in denen sich Bedrohungslagen rasant verändern – oft schneller, als klassische Systeme reagieren können.

Und genau deshalb, so die beiden Experten, müssen wir über SDD sprechen.

Das Problem klassischer Systeme

Die Herausforderungen, mit denen klassische Systeme konfrontiert sind wie starre Hardwarebindungen, langsame Anpassung an Bedrohungen oder hohe Betriebskosten bei geringer Flexibilität zeigen sich täglich. Diese Schwächen blockieren die Reaktionsfähigkeit – und gefährden die Einsatzwirksamkeit. Besonders in multidimensionalen Missionen mit hohem Datenaufkommen braucht es Adaptivität und Geschwindigkeit.

Ein neues Architekturdenken

Im Zentrum von SDD steht eine standardisierte Systemarchitektur. Sie erlaubt, Fähigkeiten in Software zu verankern – auf wiederverwendbaren Plattformen, unabhängig von spezifischer Hardware. Der Vorteil: schnelle Konfiguration, schnelle Verfügbarkeit. Dabei sind die Cloud-Prinzipien in der Verteidigung von zentraler Bedeutung – also bedarfsorientierte Ressourcennutzung, elastische Skalierbarkeit und automatisierte Updates & Deployment.

Missionen werden komplexer – Systeme müssen mitziehen

Ob Umweltüberwachung, Gefahrenaufklärung oder elektronische Kriegsführung – Missionen sind heute hochgradig situationsabhängig. Das bedeutet, sie müssen sich der Herausforderung durch unterschiedliche Sensoranforderungen, schnell wechselnden Lagebildern und ad-hoc-Einsätzen mit Sofortstart stellen.

SDD ermöglicht die sofortige (Re-)Konfiguration auf Basis modularer Setups – auch während der Mission. Die Vorteile modularer Sensorik (LRU) sind dabei der werkzeuglose Austausch, die Integration neuer Komponenten ohne Plattformwechsel und skalierbare Fähigkeiten

Das Rückgrat: Vernetzung durch DDS

Die eigentliche Stärke von SDD entfaltet sich in der vernetzten Anwendung – etwa durch den Data Distribution Service (DDS). Dieser verteilt Daten intelligent, priorisiert nach Mission, und sorgt für Echtzeit-Fähigkeit im gesamten Systemverbund.

DDS in der Praxis übernimmt Aufgaben wie:

  • Lagebildfusion aus Sensorquellen
  • Echtzeit-Übertragung an Führungszentralen
  • NATO-kompatible Interoperabilität
  • Bandbreitenoptimierung & Fallback-Strategien
  • Einbindung existierender Systeme

Vom Konzept zur Einsatzfähigkeit

Ein häufiger Einwand lautet: „Tolle Ideen – aber das dauert doch Jahre!“ Unsere Antwort: Nein! Software Defined Defence ist nicht nur Theorie. Unsere Plattformen – darunter VTOL-Drohnen mit austauschbarer Nutzlast – sind bereits im Testeinsatz. In enger Zusammenarbeit mit Partnern entwickeln wir einsatzreife Demonstratoren, die skalierbar, adaptiv und vernetzt sind.

Was heute schon möglich ist:

  • Mission Ready VTOL mit Plug & Play
  • Multisensor-Szenarien mit DDS-Vernetzung
  • On-the-Fly-Konfiguration durch modulare Payloads

Fazit: Jetzt ist die Zeit für Software Defined Defence

In der heutigen Bedrohungslage reicht klassische Systemtechnik nicht mehr aus. Agilität ist entscheidend. SDD bietet den technologischen Rahmen, um schnell, flexibel und interoperabel auf neue Anforderungen zu reagieren.

Lassen sie uns über ihre Anwendung sprechen! Nehmen Sie Kontakt auf und diskutieren sie mit uns über die Verteidigungssysteme von morgen – modular, vernetzt, einsatzbereit.